In der ganzen Schweiz wurde an diesem Wochenende geschossen. Ein Einblick in die Schiessanlagen Ammerswil und Kaisten, wo die jüngsten neben den ältesten Teilnehmern schiessen.

Schon am Freitag begann im Aargau das, was einige geräuschaffine Anwohner von Schiessanlagen als alljährlichen Lärm bezeichnen würden und andere als schönen Sport und grössten Wettkampf der Schweiz: Das Eidgenössische Feldschiessen. Im Aargau hatte man die Möglichkeit, mit Pistole und Sturmgewehr sein Können zu zeigen, selbst wenn man keinem Verein angehört und noch nie geschossen hat. Dabei sein ist alles, lautet das Motto.

Eine der ersten, die auf dem Schiessplatz in der kleinen Gemeinde Ammerswil dabei ist, ist Käthi Hauenstein aus Niederlenz. Mit ihren 88 Jahren ist sie eine der ältesten, wenn nicht sogar die älteste Person, die noch am Feldschiessen mitmacht – zumindest in Ammerswil. Schon um halb 10 stand sie zusammen mit den Kollegen Matthias Basler und Daniel Rodel auf dem Schiessplatz und holte ihre Munition ab. Einen Kranz hat sie zwar nicht geholt, aber solide 49 Punkte geschossen. Darauf ist die Rentnerin stolz, auch wenn sie schmunzelnd sagt: «Früher habe ich mehr geholt, aber mit dem Alter sieht man halt nicht mehr so gut.» Seit 1962 geht sie jedes Jahr an das Feldschiessen, früher mit ihrem Mann, jetzt mit ihren jüngeren Teamkollegen. Denn genau das ist es, was ihr an dem Anlass so gefällt: die Kameradschaft. «Der Austausch mit den Jungen ist immer sehr schön, sie akzeptieren mich sofort und ich gehöre dazu.» Das war schon von Anfang an so, erzählt sie: «Mein Mann hat immer geschossen und ich bin immer mit ihm mitgegangen.» An einem Feldschiessen durfte sie zum ersten Mal schiessen. «Ich konnte das Gewehr eines Jungschützen ausleihen und habe gut geschossen.» Ihr Kamerad Matthias Basler ergänzt: «Käthi hat einfach Talent!» Seither ist sie zuerst im Verein Niederlenz und dann in Hauenstein dabei. Ihr Mann kaufte ihr ihr erstes Gewehr, mit dem sie auch heute noch schiesst. Für sie ist klar: Sie wird auch weiterhin ans Feldschiessen kommen, um im Austausch mit der Jugend zu stehen.

Die Jugend steht an diesem Tag ebenfalls auf dem Schiessplatz. Da jeder Schweizer Bürger ab 10 Jahren hier schiessen darf, ist das für viele Kinder ihre erste grosse Gelegenheit, mit dem Schiesssport in Berührung zu kommen – vor allem, wenn sie davor noch nie damit zu tun hatten. So auch der elfjährige Adrian aus Ammerswil. Ob er sich wirklich traut, zu schiessen, weiss er noch nicht. Seine Eltern erklären, dass er Zuhause noch voller Freude meinte, dass er sicher schiessen werde. Doch vor Ort sind die Augen zwar gross, aber er ist noch ein bisschen schüchtern. Er wolle zuerst einmal schauen. Im Zelt hinter der Anmeldung steht Stefan Leder für diejenigen bereit, die zum ersten Mal schiessen oder bei denen der letzte Schuss zu lange her ist. Hinter dem Vorhang verbirgt sich eine Holzkiste, auf dem das Sturmgewehr in Tarnfarben steht, bereit für den Einsatz. Daneben steht ein alter Anhänger, hinter dem sich die schüchternen Teilnehmer lehnen und Stefan Leder zuhören.

Geduldig erklärt der Instruktor, wie man mit dem Gewehr umzugehen hat. «Das Feldschiessen ist für alle da, jeder kann den Schiesssport hier mal ausprobieren», erklärt Leder. «Ich zeige ihnen, wie alles funktioniert, damit sie es nachher selbst ausprobieren können.» Einem anderen, ebenfalls elfjährigen Jungen erklärt Leder gerade, wie man die Scheibe richtig anvisiert. «Hier durch das Loch schauen, dann siehst du diesen Kreis und darunter den Balken», erklärt Leder und zeigt auf mit zwei kleinen Blättern, was zu sehen sein muss. Anschliessend nimmt er die Hand des Jungen und zeigt ihm, wie er sich auf den Schuss vorbereiten muss und was zu tun ist, damit geschossen werden kann. Der Mutter des Jungen zeigt er das Ganze ebenfalls. Danach geht’s in die Schiessanlage. Auch dort geht der Instruktor jeden Schritt mit allen, die mit ihm schiessen wollen, durch und legt sich neben sie auf die Matte, um sie genau instruieren zu können. Er bleibt auch ruhig, als eine Erstschiesserin auf die falschen Scheiben schiesst, und nimmt es mit Humor: «Auch ich lerne am Feldschiessen immer wieder dazu.»

Für Leder gab es dieses Wochenende viel zu tun, denn der Andrang war besonders am Samstag sehr gross in Ammerswil. So gross, dass die Parkplätze knapp wurden. Auch in Kaisten, wo vor rund einem Monat das Kickoff mit dem Chef der Armee, Thomas Süssli, stattfand, hatten die Schützen volles Haus. Allerdings nicht wie in Ammerswil am Samstag, sondern am Freitag. «Wir haben immer das Ziel, dass wir mehr als 200 Teilnehmer haben wollen», sagt Präsident Thomas Hermann. Für einen kleinen Verein ist 200 eine grosse Zahl. «Normalerweise schaffen das nur die grösseren Schützenvereine, aber dieses Jahr liegen wir mit 231 Teilnehmern darüber», freut sich der Kaistener. «Wir sind sehr zufrieden damit.» Das ist auch Peter Gautschi, Präsident des Aargauer Schiessverbandes: «Es ist alles gut gelaufen, wir sind sehr zufrieden und ich persönlich fand es einen sehr schönen Anlass.»

Nach einem lauten Wochenende sind auch die Resultate der Schützen mit Sturmgewehr bekannt. Auf der Schiessanlage Buchs schoss Silvia Platz mit 72 Punkten einen Kranz. Am Stand in Freienwil schoss Willi Roland mit 70 Punkten das Bestresultat. Auf dem Schiessplatz in Leuggern schoss Sascha Graf mit dem Sturmgewehr 71 Ringe. Je 70 Punkte erreichten René Strebel und Fredi Kneuss, beide aus Wohlenschwil-Büblikon auf der Schiessanlage derselben Gemeinde. In Spreitenbach schoss Sandra Kalt aus Spreitenbach das Bestresultat mit 70 Punkten. Von den 170 Teilnehmern in Gränichen war Hans-Ruedi Plüss der beste mit 69 Punkten.

Auch mit der Pistole wurde geschossen und auch hier sind die Resultate bereits bekannt: Bei der Schützengesellschaft Zofingen gab es zwei Bestresultate: Beni Kayser und Christoph Bitterli schossen am Vorschiessen je 180 Punkte. In Fahrwangen holte sich Lukas Baur mit 178 Punkten den Kranz.